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Rezension von Dr. Dieter Fauth

(Zeitschrift "Erziehungskunst", Heft März 2008, www.erziehungskunst.de)

"Die Münze Nuria"

 
Vom Wesen des Geldes

Das Buch zeigt Kindern um die neun Jahre, wie ein harmonisches Miteinander im Umgang mit Geld und im Wirtschaftsleben zum Besten für alle Menschen ist. Den jungen Lesern wird vor Augen gestellt, dass Geld von Hand zu Hand umlaufen soll, um auf diese Weise den Austausch zwischen Waren und Dienstleistungen einerseits und den Bedürfnissen der Menschen andererseits ungehindert zu ermöglichen. Nicht Konkurrenz, Rivalität und Wettbewerb führen zum Wohle aller, wie uns das die traditionelle Wirtschaftskunde und die Alltagsanschauung allenthalben weismachen wollen, sondern die anthropologischen Grunderfahrungen wie etwa das Tauschen, Leihen und Schenken, aber auch Glück verbreiten oder soziales und gerechtes Handeln.

Der Autorin ist es wichtig, dass ihre kindlichen Leser dies alles nicht nur verstehen, sondern sich vor allem in die Zusammenhänge einfühlen. Daher werden Münzen, Scheine und virtuelles Geld als beseelte Persönlichkeiten vorgestellt, die den Kindern sympathisch sein sollen, so dass sie auf der Basis dieser Sympathie die dem Geldwesen innewohnende, Gemeinschaft stiftende Kraft erleben können. Trotz dieser, pädagogisch motivierten Personifikation des Geldes bleibt bei der Lektüre klar, dass die Menschen die handelnden Subjekte sind, die über das Schicksal der Münzen und Scheine, sprich: über die Verwendung des Geldes, entscheiden.

Neben dem Umlauf des Geldes als seiner höchsten Bestimmung, muss freilich auch das Sparen sein. Der Konsumverzicht, der dabei den Kindern abverlangt wird, spiegelt sich in den negativen Gefühlen von Langeweile und Enge, die die Münzen in der Spardose erleiden. Es ist klar: das darf nur ein Zustand auf Zeit sein, dann soll das Geld wieder hinaus in die Welt dürfen. Sparen ist auf Dauer problematisch, richtiggehend verwerflich wird den Kindern aber vor allem das schier maßlose Anhäufen des Geldes gemacht, was offenbar vor allem mit virtuellem Geld möglich ist. Denn dieses angehäufte Geld, so wird angedeutet, fehlt anderen Menschen und verursacht Armut, Hunger und Elend. Nicht mehr aufgezeigt wird den Kindern allerdings, dass diese Anhäufung nicht allein durch Sparen, sondern nur durch teures Leihen von Geld mit Zins und Zinseszins möglich ist.

Warum eigentlich wird dies nicht vertieft? Was das Kind willentlich für erstrebenswert erachten soll, sollte in seiner Komplexität nicht hinter dem zurück bleiben, was ihm von der Sache her rational verstehbar sein kann. Zur Erzählkunst gehört wesentlich auch, rational hochkomplexe Sachverhalte, wie sie im sozialökonomischen Bereich nun einmal vorliegen, in ihrer Dichte und Vielfalt narrativ zu entfalten, so dass sich die Kinder voluntativ komplex entwickeln und auch vielschichtige Strukturen schaffen bzw. verändern.

So wünscht sich der Rezensent bei einem Folgeband, den die Autorin andeutet, dass die junge Leserschaft auch für komplexe sozialökonomische Vorgänge rund ums Geld angewärmt werden. Das Beispiel Regio-Geld, wo Geld ohne teure Leihkosten (Zinslasten) beim besten Nutzer und nicht beim mächtigsten Spekulanten landet und Gutes bewirkt, sei genannt. Vorstellbar wären auch Erzählungen darüber, wie Familien in lateinamerikanischen oder afrikanischen Ländern aufgrund von Kapital- und Bodenakkumulation ei Großgrundbesitzern ausgebeutet werden oder hungern und wie kleine Genossenschaften mit umlaufgesichertem Geld und Bodenvergabe in Erbpacht blühende Oasen schaffen können.

Das vorliegende Buch bietet einen guten Einstieg für Kinder, Geldverhältnisse nicht als gegeben hinzunehmen, sondern die Sache mit dem Geld menschlich gestalten zu wollen.

Dieter Fauth
 

Erschienen in Zeitschrift "Erziehungskunst" in Stuttgart, Heft 3 / 2008

                                                                                                                                                                              

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