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Die Münzen-Schule

(Seite 7-10)

Am Rande der Stadt Numismatika, im Wald, dort wo die Hügel allmählich höher werden, fließt in vielen Kurven der Silberbach. An seinem Ufer verläuft eine holprige Straße. Fährst du auf ihr, so siehst du bald, dass sie zum Gipfel des Berges führt. Dort erhebt sich, umgeben von Kiefern, ein sandfarbener runder Turm. Schon von Weitem leuchtet seine Kuppel. Wenn du näher kommst, siehst du, dass diese Kuppel mit hunderten kleiner goldener Kügelchen und ineinander verschachtelter Zahlen bedeckt ist. Eine Tür mit aufgesetzten Metallringen führt in den Turm hinein.

Nur sehr wenige Menschen durften jemals den Turm betreten und seine knarrende Wendeltreppe emporsteigen. Denn ganz oben im Turm befindet sich eine geheimnisvolle Tür, die bislang allen Abenteurern ein Rätsel geblieben ist. In verschnörkelten Goldbuchstaben steht darauf: "Goldmunds Münzen-Schule".

Viele Leute bleiben immer wieder vor dem Turm stehen, und man hört sie tuscheln: "Dort oben ist ein aufregender, heller Raum voller interessanter Kästchen, Tische und Computer!" Andere erzählen in geheimnisvollem Ton: "Ich habe gehört, es seien darin auch winzige Aufzüge, Ladenkassen und Edelsteine." Bergradfahrer wiederum behaupten: "Wir konnten sehen, dass Vögel durch die offenen Fenster in den Raum flogen, nach einer Weile wieder hinausflogen und dabei ganz neue Lieder trillerten!" Man munkelt sogar, es sei einer der Räume, in denen aus der Vergangenheit die Zukunft geboren werden würde. Aber was das alles für einen Sinn hat, wusste bisher niemand.

Dies änderte sich, als ich vor ein paar Tagen die Münze Nuria kennengelernt habe, und sie mir von sich und der Münzen-Schule erzählte.

Lehrer Goldmund und seine Schüler. "Die Münze Nuria" Seite 14

Seither weiß ich, dass Jahr für Jahr viele Euro-Münzen-Kinder in dieser sagenumwobenen Schule spielen, lernen und nachts in einem dicken Münzen-Sammler-Buch schlafen. Tag und Nacht sind die Münzen-Kinder dort beieinander. Ihr geräumiges Schulzimmer ist tatsächlich eine Welt für sich, in der es tausend spannende Dinge zu entdecken gibt! Auf einem großen Tisch üben die Münzen-Kinder am allerliebsten, so lange wie möglich auf ihrem Rand zu rollen, ohne dabei umzukippen. Ihr Lehrer gibt ihnen dafür einen Schubs, damit sie in Schwung kommen. Während die Münzen-Kinder auf dem Tisch auf ihren Schubser warten, beobachten sie durch das Fenster, was um den Turm herum passiert. "Guckt mal da: der Skiläufer! So viele Kurven, wie der fährt, möchte ich auch mal rollen können ...", ruft im Winter eine der anderen zu.

Die Münzen betrachten auch die Autos, die, immer kleiner und kleiner werdend, auf den kurvenreichen Straßen in der Ferne verschwinden. Und was die Bergradfahrer gesehen haben wollen, stimmt tatsächlich: Von den Vögeln lassen sich die Münzen-Kinder gerne besuchen. Denn manchmal picken Vögel gegen die Fensterscheiben, wenn gerade viele Münzen auf dem Tisch ungeduldig darauf warten, dass der Lehrer sie erneut anschubst. Dann bitten und betteln die Münzen so lange, bis der Lehrer einen Kippschalter drückt und sich das Fenster öffnet. Die Vögel fliegen herein, singen mit den Münzen-Kindern im Kanon und nehmen sie in ihrem Schnabel auf eine Runde im Klassenzimmer mit. Die Münzen jauchzen vergnügt in der Luft.

Nuria erzählte mir in so lebendigen Tönen, wie es in der Münzen-Schule zugeht! Alle Münzen-Kinder, die in ihr lernen dürfen, haben darin Tag für Tag spannende Erlebnisse. Bei Nuria selbst ist es nun schon ganze fünf Jahre her, dass ihre Schulzeit begann.

Gleich an Nurias ersten Schultagen kam plötzlich ein großer schwarzer Vogel mit weißem Bauch durch das Fenster in den Raum. Der schöne Vogel setzte sich an den Rand des Tisches und beobachtete scharf eine Münze, die besonders blank glänzte. Leise flatterte er näher und näher. "Vorsicht!", schrieen einige Münzen. "Oh ja, das ist eine diebische Elster!", rief der Lehrer. Tatsächlich: Der Vogel schnappte sich die hell funkelnde Münze, flog auf und wollte mit ihr verschwinden. Die Münze hatte richtig Angst und rief scheppernd "Hilfe!", so laut sie konnte. Glücklicherweise hörte sich das für die Elster genauso an, als sei ein Elsternjunges in Gefahr!

Die diebische Elster. "Die Münze Nuria" Seite 9

Vor lauter Schreck öffnete die Elster, noch bevor sie aus dem Fenster fliegen konnte, ihren Schnabel und ließ die Münze auf den Boden fallen. Die Münze jammerte zwar etwas, kam aber heil davon.

Sicher fragst du dich: Warum sind Münzen-Kinder überhaupt auf einer Schule? Oh, es gibt eine Menge nützlicher Dinge, die so ein Münzen-Kind in der Schule lernen darf: Lesen, Sprechen in verschiedenen Sprachen, Rechnen ... Manchmal entdecken die Münzen-Kinder auch Neues, was selbst ihr Lehrer noch nicht kennt.

So zum Beispiel Nuria, als sie zur Schule ging: Sie probierte aus, wie sie erreichen konnte, mehr oder weniger stark zu glänzen. Und sie schaffte es! Von nun an brauchte sie sich nicht mehr vor der diebischen Elster zu fürchten. Elstern stehlen eben nur alles, was besonders glänzt! Nuria konnte nun ihren Glanz völlig wegzaubern. Und wenn sie es wünschte und gerade keine Elster da war, glänzte sie ganz hell. Nuria ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie nützlich ihr diese Fähigkeit in ganz anderen Augenblicken in ihrem späteren Leben werden würde.

                                                                                                                                                                              

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